Es ist soweit. Das neue E-Rezept löst endgültig den „rosa Zettel“, das Rezept in Papierform ab. Einige Patienten kennen es …
Unsere Kolumne im Dezember
Gerade noch konnte man die letzten sonnigen Herbsttage genießen, nun sind die Tage kurz und dunkel und schon bahnt sich ein Stimmungstief an. Man fühlt sich anhaltend müde und hat ein starkes Schlafbedürfnis. Außerdem empfinden die betroffenen Personen eine gewisse Antriebslosigkeit und Niedergeschlagenheit. Diese Verstimmung wird oft als „saisonal abhängige Depression“ (SAD) bezeichnet oder auch Herbst- bzw. Winterblues genannt.
Ursachen für den Winterblues
Der Lichtmangel im Herbst und Winter ist die Hauptursache für eine saisonal abhängige Depression. Die kurzen Tage signalisieren dem Körper einen veränderten Tag-Nacht-Rhythmus. Dadurch kann im Gehirn ein Ungleichgewicht zwischen bestimmten Hormonen und Botenstoffen entstehen. Das wiederum löst Stimmungsschwankungen aus, die dann wieder die Ursache von einer (vorübergehenden) Depression sein können.
Was sind eigentlich Botenstoffe?
Botenstoffe (Neurotransmitter) sind für die Signalübertragung im Gehirn zuständig. Zu den wichtigsten körpereigenen Botenstoffen gehören Dopamin, Noradrenalin, Serotonin und Endorphine. Diese liegen in einem bestimmten Verhältnis zueinander. Wenn dieses Verhältnis gestört ist, beispielsweise weil ein Botenstoff nicht in ausreichender Menge produziert wird, dann hat dieses Ungleichgewicht Auswirkungen auf unsere Gefühle und auf die Wahrnehmung.
Was machen diese Botenstoffe?
Vor allem der Botenstoff Dopamin sorgt für positive Gefühle und wird häufig auch als Belohnungshormon bezeichnet. Ist der Dopaminspiegel zu niedrig, ist man deprimiert und niedergeschlagen.
Serotonin sorgt für Ruhe und Zufriedenheit, Gelassenheit und Ausgeglichenheit. Es dämpft das Hungergefühl und wirkt wie ein Schutzschild gegen Aggressionen, Sorgen und Ängste. Aus Serotonin wird im Körper ebenfalls das Schlafhormon Melatonin gebildet. Serotonin und Melatonin im Zusammenspiel bilden unsere innere Uhr und bestimmen den Schlaf-Wach-Rhythmus.
Noradrenalin gilt zwar auch als Stresshormon aber es ist trotzdem wichtig im Stimmungsgefüge, denn Noradrenalin macht wach und aufmerksam, es vermittelt Mut und Motivation.
Endorphine haben eine schmerzlindernde Wirkung. Ist der Endorphinspiegel zu niedrig, so werden z. B. Schmerzen oder Empfindungen stärker wahrgenommen.
Was kann ich gegen den Winterblues tun?
Bei einer leichten depressiven Verstimmung können Betroffene z.B. mit Spaziergängen bei Tageslicht und frischer Luft die Produktion des Glückshormons Serotonin ankurbeln. Sport treiben sowie eine ausgewogene Ernährung kann sich ebenfalls positiv auf ein gesundes Gleichgewicht der Hormone und Botenstoffe in unserem Körper auswirken. Die Serotonin-Vorstufe Tryptophan kommt auch in vielen Nahrungsmitteln vor. Besonders reich an Tryptophan sind z.B. Bananen, Datteln, Feigen, Avocados, Nüsse, Haferflocken oder Fisch. Bestimmte Gewürze können unserem wintermüden Stoffwechsel helfen in Schwung zu kommen wie z.B. Ingwer, Chili, Pfeffer und Zimt.
Spaziergang im Wald
Wann ist ein Arztbesuch ratsam?
Bei stärkeren und langanhaltenden Beschwerden ist ein Arztbesuch und eine professionelle Behandlung ratsam. Geeignete Maßnahmen sind z.B. Lichttherapie (Phototherapie) oder pflanzliche Arzneimittel wie Johanniskraut. Um allerdings mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder Therapien zu vermeiden, sollten Sie vor der Einnahme von Johanneskraut Rücksprache mit Ihrem Arzt halten.
Doch nicht alle Menschen, die in der dunklen Jahreszeit diese Symptome aufweisen, haben eine Winterdepression. Wenn die gedrückte Stimmung und Antriebslosigkeit mehrere Wochen anhält, dann ist eventuell nicht nur Lichtmangel die Ursache. Sollte man sich an nichts mehr erfreuen können und kommen noch zusätzliche Symptome wie Ängste, Schuldgefühle, Hoffnungslosigkeit oder gar Suizidgedanken hinzu, so ist dringend ärztliche Unterstützung hinzuzuziehen.
Der Frühling bringt Besserung
Wenn die Tage wieder länger werden und die Lichtintensität im Frühjahr steigt, dann bildet sich eine saisonal abhängige Depression in der Regel rasch von allein wieder zurück. Das Gefüge aller Botenstoffe und Hormone gerät wieder ins Gleichgewicht und hat ein Stimmungshoch im Gepäck.
In diesem Sinne: kommen Sie gut durch die dunkle Jahreszeit !
Staggenborg Apotheke am Koppeldamm, Elmshorn
Jan Henning Staggenborg,